Ein Spätnachmittag in der Sektkellerei Schlumberger
Beate und ihren 30 Jahren in Wien sei Dank, dass wir in die über 300 Jahre alten Kellergewölbe der Firma Schlumberger in der Wiener Heiligenstädter Straße 39 hinabsteigen und sowohl in die Firmengeschichte als auch in das Metier der Schaumwein-Herstellung eintauchen.
Der Firmengründer Robert Alwin Schlumberger lernte das Champagner-Handwerk bis zum Kellermeister in Frankreich und kam der Liebe wegen schließlich 1842 zunächst nach Bad Vöslau, dann nach Wien. Sein „Sparkling Vöslauer“ – heute würde man unter diesem Namen wohl eher prickelndes Mineralwasser erwarten – fand am Kaiserhof guten Absatz und schon bald war dieser festliche Trunk auch über die Grenzen hinaus bekannt. So stand der österreichische Champagner von Schlumberger Dank der Weltausstellung in London 1862 sogar auf der Getränkeliste von Queen Victoria. Ja selbst bei der Weltumsegelung der Novara war der perlende Rebensaft mit an Bord.
Im Rahmen einer Führung zeigt man uns das großzügig angelegte unterirdische Areal. Die beeindruckende Architektur geht auf Carl Ritter von Ghega zurück, der die bestehenden Kelleranlagen ausbaute und modernisierte. Zwei überdimensionale Betonzisternen sind nicht mehr in Verwendung und dienen heute nur mehr als Deko bei Veranstaltungen. Die einzelnen Kellersegmente sind nach 11 Aposteln benannt – Judas wurde sicherheitshalber weggelassen.
Der beliebte Sprudel wird zwar noch heute nach der traditionellen Methode mit Flaschengärung hergestellt, darf sich aber seit 1919 ob seiner Wiener Herkunft nicht mehr als „Champagner“ bezeichnen. In den Döblinger Kellergewölben wird der Sekt in Flaschen auf Hefe gelagert und so zur Reife gebracht. Damit die Hefe mit möglichst viel Flüssigkeit in Kontakt kommt, müssen die Flaschen regelmäßig von Hand gerüttelt und ein Stück gedreht werden (der weiße Punkt am Flaschenboden dient der Orientierung). Also füllen die Lager schier unendliche Reihen von Rüttelpulten – in Summe gut 2 Millionen Sektflaschen.
Durch die Kohlensäure herrscht in den Flaschen ein etwa doppelt so hoher Druck als in einem Autoreifen. Im Laufe der Zeit ist man draufgekommen, dass Flaschen mit gewölbtem Boden diesem Druck besser standhalten. Als dieser Flaschentyp noch nicht verwendet wurde, war der Beruf des Rüttlers ein sehr gefährlicher, denn es explodierten regelmäßig Flaschen. Als Schutzausrüstung trugen die Arbeitenden Kettenhemden und Eisenmasken. Für die leicht zu verunsichernde Bevölkerung war klar, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Und so bekam der Schaumwein den Beinamen „Wein des Teufels“.
Zu guter Letzt wird dann noch die Hefe mit Hilfe eines Gefrierprozesses aus dem Flaschenhals entfernt, die Flasche mit spanischem oder portugiesischem Kork verschlossen und mit dem bekannten Drahtkörbchen gesichert. Der Sekt ist für den Genuss bereit. Wohl bekomms!