Malta… welch wunderbare Erinnerungen! Selbst ein halbes Jahr nach meiner Reise huscht mir noch ein Lächeln übers Gesicht wenn ich an unsere Woche auf den Mittelmeerinseln Malta und Gozo zurückdenke. Wie für diese Jahreszeit üblich zeigte sich Malta leicht bedeckt, etwas regnerisch, mit milden Temperaturen aber einer stürmischen See. Das erste Abenteuer war die Fähren-Fahrt von Malta nach Gozo. Der starke Wellengang schaukelte mich ordentlich durch, und am Oberdeck wurden ich einer unfreiwilligen salzigen Dusche unterzogen. Frisch geduscht ging es dann bei Einbruch der Dunkelheit auf Herbergssuche in Marsalforn, wo ich im Santa Martha Hostel unterkam. Trotz des professionellen Kartenmaterials (siehe Foto) dauerte die Suche nach dem Hostel überraschend lange. 😉 Schnell wurde auch klar, dass Malta ein sehr katholisches Land ist: Häuser sind nach Heiligen benannt und werden von Statuen geziert, über Marsalforn thront eine Christus-Statue, und die Osterfeierlichkeiten werden von den Maltesern ausführlich mit Prozessionen zelebriert.
Am nächsten Tag erwartete mich das typisch wechselhafte Wetter, das mich den Großteil der Reise begleiten würde: leichter Regen, etwas Sonnenschein und Wind wechselten sich ab.
Das Meer war noch immer stürmisch und mit dem maltesischen Nationalgetränk Kinnie im Gepäck wanderte ich der Küste entlang Richtung Westen, vorbei an den steinernen Salzpfannen, die zum Teil noch immer zur Salzgewinnung verwendet werden, Richtung Wied il-Ghasri, einer Meerschlucht die durch den wilden Seegang ein besonders eindrucksvolles Erlebnis war. Treppen führen zum Boden der Schlucht, wo man bei ruhigerem Wellengang bestimmt gut schwimmen kann. Bei meinem Besuch war es dafür definitiv zu kalt und zu gefährlich, denn die Wellen prallten mit enormer Wucht auf die Felswände. Die Wanderung führte schließlich weiter in das grünere Landesinnere, vorbei an Kakteen, nach Gharb, wo mich Regen und Kälte in das Folkloremuseum trieben. Die Hoffnung auf beheizte Räumlichkeiten um meine Gliedmaßen zu erwärmen wurde leider enttäuscht, dafür erwarteten mich auf zwei Stockwerken in einem traditionellen maltesischen Haus viele Informationen über das Land, seine Leute und seine Vergangenheit. Am Rückweg schnappte ich mir in Victoria, der Hauptstadt von Gozo, das maltesische Nationalgebäck aus einer kleinen Bäckerei: sündhaft fettige aber leckere Pastizzi. 🙂 (Versuche Pastizzi auf österreichischem Boden herzustellen sind leider kläglich gescheitert: ein Grund mehr wieder einmal nach Malta zu fliegen.)
Am nächsten Tag reiste ich mit der Fähre zurück auf die Hauptinsel, wo ich die neue Unterkunft, das Palazzo Sant Ursula, im Herzen von Valletta bezog. Das Hostel ist ein wunderschönes Haus, dessen Wände von zahlreichen Gemälden geziert werden, mit einer Dachterasse von der man auf den Zehenspitzen bis zum Hafen sieht. Buchungstipp: nehmt das Doppelzimmer im obersten Stockwerk, es ist genial! (Leider musste ich nach zwei Minuten wegen eines Irrtums in ein kleineres Zimmer ziehen, aber die zwei Minuten haben gereicht um sich in das außerordentlich helle und nett eingerichtete Zimmer zu verlieben! 😉 ).
Fun Fact: Malta ist eines der wasserärmsten Länder der Welt. Es gibt keine Flüsse auf der Insel, und um den Trinkwasserbedarf der Bewohner und Touristen zu decken helfen Schiffe mit Wasserlieferungen aus Sizilien aus.
Mit dem Plan des Zurrieq Walk ausgestattet machte ich mich auf den Weg zu den Dingli Cliffs, um von dort zur bekannten Blauen Grotte zu wandern. Die von der Malta Tourism Authority bereitgestellten Karten und Wegbeschreibungen brachten mich schließlich aber an den Rande der Verzweiflung und ich entschloss mich meinen eigenen Weg den Klippen entlang zur Blauen Grotte zu finden. (Dabei muss gesagt werden, dass die Offline-Karten von Open Street Map am Smartphone ein Lebensretter waren! Selbst Trampelpfade sind dort eingezeichnet, und besonders im unübersichtlichen Gelände spart man sich so Umwege.) In der dunstigen Luft ragten die Dingli Cliffs bis zu 250 Meter hoch aus dem Meer. In diesem Gebiet befindet sich auch der höchste Punkt Maltas, den ich mit seinen 253 Metern gar nicht als höchste Erhebung bezeichnen möchte. 😉 Ich machte einen kurzen Abstecher in das Landesinnere, zu den Cart Ruts (“Schleifspuren”). Die Theorie ist zwar umstritten, aber man vermutet, dass sich an einer Stelle, Clapham Junction, mehrere Römerstraßen kreuzten. Zurück an der Küste wanderte ich einige Stunden staunend über und unter den Klippen, durch Felder und über Straßen, über Ghar Lapsi bis zur Blauen Grotte. Nach diesem aufregenden und anstrengenden Tag belohnte ich mich am Abend mit maltesischem Wein und einem ausgesprochen schmackhaften Kaninchen (ich hoff unsere Kaninchen zuhause nehmen mir das nicht übel…).
Den Sonnenbrand meines Lebens holte ich mir am vorletzten Tag, bei meiner Rundwanderung von Mellieha zum Ahrax Point (das Gebiet befindet sich am nordwestlichen Zipfel der Insel). Als (nicht skifahrender) Österreicher ist man es einfach nicht gewohnt, dass bei frischen Temperaturen Anfang April Sonnenbrände durchaus im Bereich des möglichen sind. Ich wanderte von Mellieha zum Red Tower, der aufgrund seiner Farbe die Blicke auf sich zieht und ein kleines Museum beherbergt. Von oben bot sich ein toller Ausblick auf die Inseln Comino und Gozo sowie die geplante Route für den Tag. Ich ging entlang der Küste an steilen Klippen und Stränden vorbei Richtung Norden. Es war ein Feiertag, und viele Menschen campten und grillten im Gebüsch an der Küste (denn auf Malta gibt es keine Wälder!). Die Mittagspause verbrachte ich am Armier Bay, wo zahlreiche im Frühling noch leerstehende Häuschen einmal mehr darauf hinwiesen, dass Malta außerhalb der Sommermonate eine doch eher verschlafene Insel ist. Vollständig eingehüllt, um der Sonne nicht die keineste Angriffsfläche zu bieten, machte ich mich auf den Rückweg nach Valletta.
Den letzten Tag verbrachte ich in Valletta, wo ich die Straßen der kompakten Stadt erkundeten. Einige Gassen konnten nur über Stiegen beschritten werden, die nur halb so hoch sind wie normale Stiegen, was daher rührt, dass die Ritter in ihren schweren Rüstungen früher nicht im Stande waren größere Stufenhöhen zu bezwingen.
Als Fazit kann man durchaus behaupten, dass Malta mindestens eine Reise wert ist. Ich war Ende März/Anfang April in Malta, und da war es noch zu kalt und regnerisch um Baden zu gehen (einen Monat später wäre das bestimmt schon möglich), dafür entging ich großen Touristenmassen und durch das stürmische Meer war die wunderschöne Küstenlandschaft umso atemberaubender. Malta ist insgesamt eine relativ kleine Insel, so dass man in einer Woche ohne viel Stress einen Großteil der Inseln erkunden kann. Das Land ist durch die Fähren und den öffentlichen Busverkehr gut erschlossen, und durch die geringen Distanzen ist man ohnehin nie weit von der nächsten Ortschaft entfernt. Malta, ich freue mich auf ein Wiedersehen!