Kann man sich 30 Tage lang abwechslungsreich ernähren? Wie viele Gemüsesorten kann man in einem Monat unterbringen? Und hat auch ein anderes Korn als das vom Weizen eine Chance in der Küche? Ich habe den Selbstversuch gewagt…

Aus dem Augenblick heraus
Ganz ohne Planung und sehr spontan startete ich am Tag des Denkmals (28.9.2025) mit der Idee, die tägliche Hauptmahlzeit, was bei uns meistens das Abendessen ist, so vielfältig als möglich zu gestalten und das tägliche Ergebnis über den WA- und Signal-Status für Interessierte zugänglich zu machen. Die 30-tägige Food Challenge war geboren und mein Ehrgeiz entfacht.

Hochbetrieb in der Küche
Schon bald zeigten sich rote Sonnenuntergänge (Red-Sunset-Flammkuchen) und mäßig fleißige Milchsäurebakterien unterstützt von emsigen Hefepilzen (selbstgemachtes „Sauerteigbrot“) im Backofen. Der nicht alltägliche Rettich kam genauso zum Einsatz wie die verschiedenen (Pseudo)getreidearten Hirse, Rollgerste, Mais, Buchweizen und Quinoa in Form von Risotto, Laibchen, Salat oder Eintopf-Einlage. Es wurde gehackt und gewürfelt, gebacken und geknetet, gerührt und geformt, gebraten und gedämpft, geköchelt und geschnitten, geschmort und gratiniert, gemischt und gewürzt, garniert und fotografiert. 😊 Und schließlich gegessen und genossen, geschlemmt und vorsichtig probiert, getafelt und verzehrt, herzhaft zugegriffen und schnabuliert.




Von Zackzack bis zum Marathon
Mal waren der Kreativität keine Grenzen gesetzt (Kürbis als Dessert), mal setzte sich völlig fantasielos ein Gabelroller auf den Teller. Eine stundenlange Vorbereitung (beim finalen äthiopischen Festmahl) durfte genauso nicht fehlen wie zeitsparende Fertigsalate aus dem Glas. Spätes Heimkommen und „allein-zu-Haus“-Umstände brauchten Blitzrezepte um drohende Leberkäs-Semmeln zur schnellen Hungerstillung unterwegs abzuwenden. Die Eierspeis mit Tomatenmus und grünem Salat sorgte dabei für hurtig gezauberte Farbe am Teller. Zwischendurch durfte es aber auch ruhig wieder ein bisserl aufwendiger werden (Quiche).




Nah und fern
Superfette europäische Genüsse (Bratwurst oder Tiramisu) wechselten mit verlockenden Grüßen aus dem Nahen Osten ab (Datteln, Feigen, Falafel, Tahini). Eine Prise amerikanische Exotik (Passionsfrucht, Avocado) gab den erfrischenden Kick an so manchem müden Abend. Während uns süße Köstlichkeiten aus Portugal überraschend erreichten, warf sich ein Burger ein xundes Mäntelchen über. Typisch Österreichisches fand als Fermentiertes (Sauerkraut, Kefir) genauso seinen Weg in unsere Küche wie „Eingewickeltes“ (Strudel, Palatschinken) und „Eingetopfes“ (Ragout).




Bizarres im Oktober
Aber den Preis für die skurrilste Namensgebung hat sicherlich der süße Schlamm vom Mississippi im Café Erde in Graz verdient – „Mississippi Mud“ heißt das Dessert, das geschmacklich an kokosbedeckte Schwedenbomben erinnerte und glücklicherweise ganz ohne eingearbeitete Flusskrebse auskam. Trüben Herbsttagen mit Nässe, Sturm und Kälteeinbruch wurde mit Kernöl-Smiley in der Kürbissuppe, mit Quitten im Ragout und Steinpilzen in der Pasta getrotzt.




Fazit
Die Bilanz nach 30 Tagen darf sich sehen lassen. Es wurden 106 (!!!) verschiedene Pflanzen gegessen. Davon 42 Gemüsesorten, 28 Kräuter und Gewürze, 9 verschiedene Hülsenfrüchte, 8 Getreidesorten, 7 verschiedene Nüsse und Samen, 2 unterschiedliche Öle und 10 Obstsorten. Es wurden 18 verschiedene Milchprodukte konsumiert. Fleisch oder Fleischwaren kamen 5x und Fisch 4x auf den Tisch. In Summe wurde ich 7x auswärts kulinarisch verwöhnt und nur einmal hab ich aufs Foto vergessen. Und tatsächlich musste während der Food Challenge auf keine einzige Leberkäs-Semmel zurückgegriffen werden. Ein spannender Selbstversuch, der mir viel Spaß gemacht hat!
