Von Mumbai führte unsere Reise per Nachtbus nach Udaipur, eine an einem See gelegene Stadt am südlichen Ende Rajasthans, wo wir gleich mal auf den beliebtesten Trick der Tuk-Tuk-Fahrer reinfielen – aber dazu später mehr. Die Reise mit dem Nachtbus war ein Erlebnis für sich. Wir hatten einen Liegeplatz für zwei Personen gebucht, der nicht sonderlich bequem war (man lag quasi auf einem Teppichboden), dafür konnte man zumindest seine Beine ausstrecken und ein bisschen schlafen. Um Mitternacht blieben wir für eine Stunde an einer Raststätte stehen wo neben unserem noch zahlreiche andere Reisebusse Pause machten und die Fahrgäste sich mit Essen und Trinken versorgten. Als unser Bus eine Melodie hupte (ja, eine Melodie!) wussten wir, dass es Zeit zum Einsteigen und Weiterfahren war. Unterwegs bemerkten wir, dass wir ein falsches Hostel gebucht hatten. Es gab zwei Backpacker Panda-Hostels in Udaipur: ein zentrales und ein außerhalb gelegenes. Dank dem Schreiber dieser Zeilen wurde aber versehentlich das Hostel außerhalb gebucht. Wir verwarfen die Überlegung es zu stornieren und beschlossen trotzdem dort zu nächtigen – macht ja nichts, wenn das Zentrum eine kurze Tuk-Tuk-Fahrt entfernt liegt. Doch dann kam die Rickshaw-Fahrt zum Hostel…

Der Tuk-Tuk-Trick

Wir stiegen ins Rickshaw ein und nannten den Namen unseres Hostels. Der Fahrer fuhr brav los, und dann begann er von seinem tollen Hotel zu erzählen, und wie toll zentral es lag. Aber natürlich würde er uns zu unserem Hostel bringen. Dann gab er uns das Gästebuch seines Hotels nach hinten, das voller positiver Kommentare großteils Deutscher war (viele Jahre alt). Dann rechnete er uns vor, wie teuer jede Rickshaw-Fahrt vom Hostel in die Stadt sein würde, und dass die Fahrt zu seinem Hotel auch viel billiger wäre als zu unserem Hostel. Ich versuchte als Argument zu bringen, dass wir ja bereits gebucht hatten und nicht stornieren könnten, aber sogleich versicherte er mir, dass uns die erste Nacht in unserem Hostel (entgegen derer Stornierungsbedingungen) sicher nicht von der Kreditkarte abgebucht werden würde, und wenn doch würden wir bei ihm gratis wohnen*. Müde und wissend, dass wir ja eigentlich eh im Zentrum wohnen wollten knickten wir schließlich ein und ließen uns zu “seinem” Hotel bringen (“clean room, wifi, very cheap!” ). Der genannte Preis war absolut in Ordnung, und wenn man ausblendet, dass die unteren Stockwerke eine Baustelle waren, war das Hotel auch sehr schön. Auf den nächsten Trick fielen wir dann nicht rein: uns wurde das absolut schönste Zimmer des Hotels gezeigt (wahnsinnig toller Ausblick), das aber doppelt so teuer war wie der abgemachte Preis. Also machten wir ein Downgrade auf ein nicht so helles Zimmer einen Stock tiefer.

Udaipur

Mit der Ankunft in Udaipur kam ich endlich im echten Indien an: wir spazierten durch enge, schmutzige Gassen, trafen Kühe, Esel und Hunde auf den Straßen und wurden vom Lärm der hupenden Tuk Tuks und Mopeds überwältigt die sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit ihren Weg durch die Straßen bahnten. Wir tranken Masala Chai auf der Dachterrasse unseres Hotels, spazierten durch den City Palace und fuhren mit einem Boot (wir bekamen bestimmt noch nie gewaschene Schwimmwesten) bei Nieselregen eine kleine Runde durch Lake Pichola zu einem Palast im See wo wir eine Stunde verbrachten und die Ruhe sowie den Blick auf die Stadt genossen. Bevor wir uns auf den Weg zum Abendessen machten beschlossen wir einen Kochkurs für den nächsten Tag zu buchen. Wir fanden ein Hotel, das solch einen Kurs mit einem Schild bewarb und gingen hinein. Ein paar Minuten später erschien Shashi, eine ältere Inderin, die uns begrüßte und einlud am gleich jetzt beginnenden Kochkurs teilzunehmen. Aber da unser Hunger dann doch zu groß war um zuerst zu kochen verabredeten wir uns für den nächsten Tag und versprachen nicht viel zu frühstücken. Wir gingen hinaus auf die Straße und ließen uns von unserem Lonely Planet zu einem indischen Lokal leiten. Die erste Empfehlung hatte geschlossen und so gingen wir zur zweiten, O’Zen. Das Lokal sah aus wie eine Baustelle und wir wollten schon umdrehen, da entdeckten wir eine Stiege in ein Obergeschoß. Vorsichtig gingen wir hinauf, und tatsächlich: plötzlich war es wohnlich und ein Kellner begrüßte uns als einzige Gäste im Lokal. Auf einem kleinen Balkontisch servierte man uns salziges Lemon-Soda, Bananencurry und Kichererbsenmehlbällchen-Curry (eines der besten Curries die ich in  Indien aß!). Wir blieben eine Zeit lang sitzen und beobachteten das rege Treiben auf der Straße. Zurück in unserer Herberge begrüßte uns ein abscheulicher Geruch aus dem Badezimmer, und wir fassten den Entschluss Räucherstäbchen zu besorgen. Die Auswahl an Räucherstäbchen in den kleinen Shops ist da ohnehin umwerfend. Wir entdeckten auch, dass das WC durchaus spannend zu bedienen war: da die Spülung nicht funktionierte musste man einen Eimer in der Dusche füllen und ihn zum Spülen verwenden.

Shashi’s Cooking Class

Am nächsten Vormittag machten wir uns bei Regen mit leerem Magen auf den Weg zu Shashi. Außer uns war auch ein deutsches Pärchen dort, das ebenfalls von Shashis Kochkünsten lernen wollte. Unsere Lehrerin begrüßte uns und band erst den Damen ein Armband um (“this means friendship, only for girls, not boys”) bevor sie Damen und Herren ein weiteres Armband umband (“for good luck”). Danach bekamen die Männer einen senkrechten Strich auf die Stirn (“means married”), und die Frauen zwei Punkte: der obere bedeutet “verheiratet” und der untere “Glück”. Mit einem Verheiratet-Punkt wird man von Männern in Ruhe gelassen, versichert uns Shashi.

Unser Kochkurs begann mir der Zubereitung eines würzigen Masala Chai und Pakoras als Frühstück. Während dem Essen erklärte uns Shashis Sohn die verschiedenen Curries und Reisgerichte die die indische Küche kennt und die wir zubereiten würden. Und was wir mit Shashis Hilfe zubereiteten war einfach fantastisch: wir kochten Chana Masala (Kichererbsen-Curry), Biryani (ein Reisgericht), Mangochutney, Korianderchutney, Gemüsecurry, Chapatis, Naan mit Tomaten-Knoblauch-Füllung und süße Parathas und aßen schließlich gemeinsam. Shashi versicherte uns, das Essen nur mit europäischer Würze zu würzen (zwei Chili-Schoten), denn sie verwende in der Regel acht. :-O Der Kochkurs bei Shashi war ein echtes Erlebnis, wir bekamen auch ein “Skriptum” mit allen Rezepten und Tipps zum Mitnehmen.

Jagdish Tempel

Nach dem Kochkurs besuchten wir den Nahe dem City Palace gelegenen Jagdish-Tempel. Nachdem wir die Stiegen hinauf erklommen hatten zogen wir die Schuhe aus und drehten eine Runde um den Tempel. Überall wimmelte es von indischen Palmhörnchen (sehr süß! <3) die den stufenweise aufgebauten Tempel hinauf und hinab jagten. Der Tempel war mit Menschen- und Elefantenmustern geschmückt, und nach einer Runde wagten wir uns in den Tempel hinein. Am Ende des Tempels stand eine große Statue der schwarzen Gestalt von Vishnu, der Herrin des Universums, die aber bald nach unserer Ankunft verhüllt wurde. Wir spazierten noch ein bisschen durch die Straßen und Gassen, bewunderten die vielen Gemüsestände, Stoffläden, Street-Food-Stände, wurden von einer Kinderschar mit einer Ziege konfrontiert 😀 und gingen schließlich über die Brücke auf die andere Seite des Sees von wo wir den Blick auf Udaipur genossen. Zurück im Hotel ließen wir uns die Weiterreise nach Jodhpur am folgenden Tag organisieren, tranken noch was am Rooftop bis uns das Gewitter vertrieb und fielen schließlich ins Bett.

Fun Fact: einmal schlug während dem Duschen der Blitz in eine Leitung ein, so dass der Strom ausfiel und mit Stirnlampe weitergeduscht werden musste. 😀

* uns wurde die erste Nacht im ursprünglich gebuchten Hostel natürlich von der Kreditkarte abgezogen, aber als wir das sahen, waren wir schon nicht mehr in Udaipur.

By Markus

A photo enthusiast since he can remember, Markus loves travelling and taking photos with his Lomo Fisheye camera. When he hasn't got his finger on the trigger of a camera he is a software developer.

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